Sommer 2018
Liebe*r ...,
die Künstler/innen Wilhelm und Melitta Schnarrenberger zogen 1938 mit ihrer siebenjährigen Tochter Vera von Berlin nach Lenzkirch im Südschwarzwald, um dort vor dem drohenden Krieg Schutz zu suchen. Hier wollten sie sich mit dem Betrieb einer Ferienpension eine neue Existenz aufbauen. Im Gepäck hatten sie das Leben in der modernen Großstadt und die aktuelle Kunst ihrer Zeit: Spätexpressionismus, Kubismus, Konstruktivismus, die Neue Sachlichkeit und „das Neue Sehen“, Kunstrichtungen, zu denen sich auch in Fritz Langs Film „Das Testament des Dr. Mabuse“ von 1933 zahlreiche Referenzen finden. Hat der begeisterte Kinogänger Wilhelm Schnarrenberger den Film damals gesehen? Wahrscheinlich nicht, denn er wurde sehr schnell verboten. In Fritz Langs Film gelingt es der zerstörerischen Genialität von Mabuses Geist den physischen Tod des Doktors zu überleben und von einem neuen Körper Besitz zu ergreifen. Wäre es dann nicht für die schöpferische, befreiende Energie der Kunst ein Leichtes, in den Mauern, Dielen, Ecken und Ritzen eines Hauses Jahre zu überdauern, um eines Tages wieder aufzublühen? Dieser Frage gehen wir in unsere Ausstellung im BIA nach, indem wir die Koexistenz verschiedener Zeitebenen dieses Ortes in den Blick nehmen, Vorhandenes aufspüren und Neues mitbringen.
Nach Melitta Schnarrenbergers Tod 1996 blieb ihr Haus in Lenzkirch im Südschwarzwald, in dem sie 58 Jahre gelebt hatte, so gut wie unbewohnt, immer seltener klingelte das Telefon und auch die Briefe, die morgens regelmäßig von der Briefträgerin durch den Briefschlitz der Eingangstüre gesteckt worden waren, wurden weniger und weniger, bis schließlich nur noch einmal im Monat die Telefonrechnung ankam. Im Haus wurde es immer stiller. Nach über zwanzigjährigem Dornröschenschlaf, soll die Ausstellung „Klosettpapier, Honig, Gurken und Wein (mit Dr. Mabuse)“, die wir am 30. Juni 2018 dort eröffnen werden, einen ersten Anstoß geben, damit das Haus in Lenzkirch wieder zu einem Ort wird, an dem Kunst gemacht, gezeigt, über sie nachgedacht und gesprochen wird. Ein Hinweis dafür, dass Leben und Kunst zurückkehren, wäre ein Briefkasten, der sich wieder mit ankommender Post füllt. Wir haben deshalb diesen Rückumschlag beigelegt verbunden mit der Einladung und Bitte, einen Gruß, eine Karte, ein Bild, ein ... zu schicken, um sich so an der Wiederbelebung des Hauses zu beteiligen. Wir freuen uns auf die ankommenden Sendungen und werden sie in die Ausstellung integrieren.
Mit herzlichen Grüßen,
Hösl & Mihaljevic
Mit Beiträgen von
Silvia Bächli und Eric Hattan, Ursula Bantel-Schaal, Jennifer Bennett, Burkhart Beyerle, Johannes Bierling, Roland Bischoff, Sofi Brazzeal, Sascha Brosamer, Johanna Broziat, Brigitte Büdenhölzer, Stefan Burger, Frieder Butzmann, Yu-Shih Chiang, Andreas Chwatal, Daniel Gustav Cramer, Moyra Davey, Katalin Deer, Simone Demandt, Henri Dietz, Doris Erbacher, ExposerPublier, Thomas Geiger, Gemeinde Lenzkirch, Jochen Gerz, Klemens Grund, Isabel Herda, Leon Hösl, Robert Hösl, Vera Hösl, Hildegard Homburger, Ika Huber, Cecilia Hultman, Kari Ikonen, Sophie Jung, Ingrid Kaiser, Elisabeth Kihlström, Marie Krokann Berge, Philipp Leissing, Literaturhaus Freiburg, Erik Mattjissen, Klaus Merkel, Annette Merkenthaler, Anja Müller, Museum für Neue Kunst Freiburg, Janne Nabb+Maria Teeri, Sophie Nys, Jacob Ott, Andreas von Ow, Toni Parpan, Uta Pütz, Angela Raith, Hans Rath, Dieter Röschmann, Eva Rosenstiel, Brigitte Rost, Simone Ruiz-Vergote, Kari Saanum, Miro Schawalder, Elvira Schlögl, Iris Schlögl, Kurt Schlögl, Manfred Schmidt, Lisa Marie Schmitt, Gudrun Selz, Nicoline van Stapele, Kari Steihaug, Florian Thate, Claudia de la Torre, Michaela Tröscher, Judit Villiger, Stefanie de Vos, Bettina Wenke, Stefan Wirnsberger, Matthias Zschokke
Sommer 2018
Liebe*r ...,
die Künstler/innen Wilhelm und Melitta Schnarrenberger zogen 1938 mit ihrer siebenjährigen Tochter Vera von Berlin nach Lenzkirch im Südschwarzwald, um dort vor dem drohenden Krieg Schutz zu suchen. Hier wollten sie sich mit dem Betrieb einer Ferienpension eine neue Existenz aufbauen. Im Gepäck hatten sie das Leben in der modernen Großstadt und die aktuelle Kunst ihrer Zeit: Spätexpressionismus, Kubismus, Konstruktivismus, die Neue Sachlichkeit und „das Neue Sehen“, Kunstrichtungen, zu denen sich auch in Fritz Langs Film „Das Testament des Dr. Mabuse“ von 1933 zahlreiche Referenzen finden. Hat der begeisterte Kinogänger Wilhelm Schnarrenberger den Film damals gesehen? Wahrscheinlich nicht, denn er wurde sehr schnell verboten. In Fritz Langs Film gelingt es der zerstörerischen Genialität von Mabuses Geist den physischen Tod des Doktors zu überleben und von einem neuen Körper Besitz zu ergreifen. Wäre es dann nicht für die schöpferische, befreiende Energie der Kunst ein Leichtes, in den Mauern, Dielen, Ecken und Ritzen eines Hauses Jahre zu überdauern, um eines Tages wieder aufzublühen? Dieser Frage gehen wir in unsere Ausstellung im BIA nach, indem wir die Koexistenz verschiedener Zeitebenen dieses Ortes in den Blick nehmen, Vorhandenes aufspüren und Neues mitbringen.
Nach Melitta Schnarrenbergers Tod 1996 blieb ihr Haus in Lenzkirch im Südschwarzwald, in dem sie 58 Jahre gelebt hatte, so gut wie unbewohnt, immer seltener klingelte das Telefon und auch die Briefe, die morgens regelmäßig von der Briefträgerin durch den Briefschlitz der Eingangstüre gesteckt worden waren, wurden weniger und weniger, bis schließlich nur noch einmal im Monat die Telefonrechnung ankam. Im Haus wurde es immer stiller. Nach über zwanzigjährigem Dornröschenschlaf, soll die Ausstellung „Klosettpapier, Honig, Gurken und Wein (mit Dr. Mabuse)“, die wir am 30. Juni 2018 dort eröffnen werden, einen ersten Anstoß geben, damit das Haus in Lenzkirch wieder zu einem Ort wird, an dem Kunst gemacht, gezeigt, über sie nachgedacht und gesprochen wird. Ein Hinweis dafür, dass Leben und Kunst zurückkehren, wäre ein Briefkasten, der sich wieder mit ankommender Post füllt. Wir haben deshalb diesen Rückumschlag beigelegt verbunden mit der Einladung und Bitte, einen Gruß, eine Karte, ein Bild, ein ... zu schicken, um sich so an der Wiederbelebung des Hauses zu beteiligen. Wir freuen uns auf die ankommenden Sendungen und werden sie in die Ausstellung integrieren.
Mit herzlichen Grüßen,
Hösl & Mihaljevic
Mit Beiträgen von
Silvia Bächli und Eric Hattan, Ursula Bantel-Schaal, Jennifer Bennett, Burkhart Beyerle, Johannes Bierling, Roland Bischoff, Sofi Brazzeal, Sascha Brosamer, Johanna Broziat, Brigitte Büdenhölzer, Stefan Burger, Frieder Butzmann, Yu-Shih Chiang, Andreas Chwatal, Daniel Gustav Cramer, Moyra Davey, Katalin Deer, Simone Demandt, Henri Dietz, Doris Erbacher, ExposerPublier, Thomas Geiger, Gemeinde Lenzkirch, Jochen Gerz, Klemens Grund, Isabel Herda, Leon Hösl, Robert Hösl, Vera Hösl, Hildegard Homburger, Ika Huber, Cecilia Hultman, Kari Ikonen, Sophie Jung, Ingrid Kaiser, Elisabeth Kihlström, Marie Krokann Berge, Philipp Leissing, Literaturhaus Freiburg, Erik Mattjissen, Klaus Merkel, Annette Merkenthaler, Anja Müller, Museum für Neue Kunst Freiburg, Janne Nabb+Maria Teeri, Sophie Nys, Jacob Ott, Andreas von Ow, Toni Parpan, Uta Pütz, Angela Raith, Hans Rath, Dieter Röschmann, Eva Rosenstiel, Brigitte Rost, Simone Ruiz-Vergote, Kari Saanum, Miro Schawalder, Elvira Schlögl, Iris Schlögl, Kurt Schlögl, Manfred Schmidt, Lisa Marie Schmitt, Gudrun Selz, Nicoline van Stapele, Kari Steihaug, Florian Thate, Claudia de la Torre, Michaela Tröscher, Judit Villiger, Stefanie de Vos, Bettina Wenke, Stefan Wirnsberger, Matthias Zschokke
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